Ich stelle manchmal fest, dass jemand wie ich, der schon viel gesehen hat, auf seiner Bucket-Liste doch noch einige Sehnsuchtsorte auflistet, die gar nicht so weit entfernt sind, um sie an einem Wochenende zu erobern....Gesagt,getan! Also gepackt und los nach ...Paris um nach kurzem Stop raus aus der mir nicht ganz sympathischen Metropole in die Normandie zu gelangen.
Ich habe lange überlegt, wann ich von diesem Ort erfahren habe, bin aber gedanklich gescheitert. Ich kann mich daran erinnern, dass meine Französischlehrerin schwärmte und ich habe einige Tv-Dokus hierüber gesehen, aber ganz zusammen kriege ich den Gedanken nicht mehr, wieso, weshalb und vor allem warum ich unbedingt mal "hierher" muss.
Morgens um 6 Uhr, Treffpunkt am Eiffelturm und siehe da...ich befand mich in einer großen Gruppe Amerikaner, die wahrlich alles aber auch alles jetzt schon "awesome" fanden...
Esra, eine junge Architekturstudentin war der Guide des Tages und sie entpuppte sich bei der Fahrt als sprudelnde Infoquelle über ...den Mont Saint Michel in der Normandie. Kaffee- und Pullerpausen zum Trotz war ich bei der 4 stündigen Busfahrt in die Normandie beeindruckt von der Landschaft, die sich sattgrün bis an den Ärmelkanal erstreckt. Meinung über Paris bleibt, aber das Umland: Traumhaft!
Trotz Musikhören bei der Busfahrt, bin ich Esras Infos gefolgt und weiss ,dass im Jahr 1017 mit dem Bau des heutigen Klosters begonnen wurde. Der Mont Saint Michel beeindruckt mit einer legendären Silhouette, die geprägt ist von der auf dem Berg thronenden Abtei.
Im Mittelalter erlebte die Insel ihre erste Hochphase als beliebte Pilgerstätte. Die Gläubigen strömten in Scharen hierher und zahlreiche Kinderwallfahrten hatten die Insel in der Normandie zum Ziel. Die Schreibstube der Abtei war bis über die Grenzen des Landes hinaus bekannt und geschätzt. Auch heute noch seht ihr in den Museen der Insel einige Überbleibsel dieser Zeit. Während des Hundertjährigen Krieges konnten die englischen Feinde die Burg nie einnehmen, denn mächtige Mauern schützten Abtei und Bewohner vor der Invasion.
Während der französischen Revolution wurde das Kloster zum Gefängnis umfunktioniert und diente zur Verwahrung der unterschiedlichsten Regimegegner. Erst Kaiser Napoleon III. ließ das Dorf restaurieren und etwa in den Zustand versetzen, in dem er sich jetzt befindet.
Aber genug Geschichte....
Wie beeindruckend das kleine Eiland ist, kann man auf Fotos schon gut erkennen. Ich musste nur feststellen, dass ich bei dieser Reise kaum ein Foto so geschossen habe, welches das was man sieht, widerspiegelt. Ich empfehle daher, sich einen Bildband zu besorgen oder sich im Netz durchzuforsten. Ich war selber so beeindruckt, dass die Smartphonekamera kaum gezückt wurde- was für mich eher ungewöhnlich ist:-)
Esra empfahl mir zu Fuß ohne den Trupp der Amerikanischn Toursiten ( Oh Gott sie hatte mein gehäuftes Augenrollen also doch mitbekommen) über den Damm und den Steg auf den Weg hinaufzumachen und nach ca 25 Minunten erreichte ich den Haupteingang. Die anderen entschieden sich per Shuttle zum Mont gefahren zu werden. Ich empfand beinahe Ehrfurcht vor diesem einzigartigen Bauwerk beim Schreiten über den Steg!
Es war schon morgens ein sommerlicher Tag und damit ist es wohl in der Mont Saint Michel besonders voll und dann kann der Besuch schon mal anstrengend werden. Das Schöne ist aber, das es mit dem Aufstieg zunehmend ruhiger wird. Denn selbst zu belebten Zeiten ist es in der Abtei relativ angenehm, da sich auch die großen Reisegruppen und Schulklassen respektvoll und ruhig verhalten. Am Fuß des Berges gibt es die üblichen Touristenshops und Cafés, in denen ihr euch nach Mitbringseln für die Daheimgebliebenen umschauen oder bei einem typisch französischen Omelette die Mittagspause genießen könnt. Vergesst nicht, den Blick entlang der wunderschönen mittelalterlichen Fassaden schweifen zu lassen, denn oberhalb der Shops gibt es eine wirklich tolle Architektur zu sehen. Schlendert die schmalen Gassen immer weiter hinauf, bis ihr schließlich den Eingang des Klosters erreicht.
Die Gewölbe der Abtei sind wirklich beeindruckend und erinnern mich ein wenig an die Innenhöfe bei Harry Potter oder den Herr der Ringe Filmen. Kein Wunder, schließlich soll die Klosteranlage von einigen Jahren auch die Kulissenbauer der Herr der Ringe Filme inspiriert haben. Besonders der Kreuzgang von 1228 hat es mir angetan. Wenn man sich vorstellt, dass dieses gewaltige Bauwerk beinahe mit bloßen Händen auf den Berg gebaut wurde, kann man nur den Hut ziehen.
Nehmt euch unbedingt ein paar Minuten Zeit und lauscht dem Orgelspiel in der Kapelle oder schaut den Kirchendienern bei den Vorbereitungen für die nächste Messe zu. Im Refektorium nahmen die Mönche ihre Mahlzeiten ein und auch noch heute kann man den Geist der vergangenen Zeit hier fühlen.
Auch solltet ihr von den Burgmauern aus einen Moment lang das Meer beobachten. Dabei könnt ihr vielleicht sogar den Gezeiten zusehen, denn Ebbe und Flut wechseln sich hier besonders eindrucksvoll ab. Bei Ebbe könnt ihr am Horizont so manche Reitergruppe und viele Wattwanderer erkennen. Der Ausblick ist einfach herrlich. Esra war bei Abfahrt sehr amüsiert über meinen matschigen Beinlook, da ich dem Watt nicht widerstehen konnte....
Ich kann euch einen Besuch der Mont Saint Michel nur wärmstens ans Herz legen, ihr werdet verzaubert sein von der einzigartigen Atmosphäre, die euch hier zu jeder Jahreszeit erwartet. Selbst wenn ihr schon in einigen europäischen mittelalterlichen Städten gewesen seid, kann ich euch versichern, dass euch hier noch einige wunderschöne Häuser und eine einzigartige Architektur erwarten. Herr der Ringe und Game of Thrones lassen grüßen!
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